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Indiens Strategie für Kritische Mineralien: Unabhängigkeit bei Seltenerdmagneten für Elektromobilität


Die internationale Elektromobilität ist von einer stetigen Dynamik geprägt, die sich insbesondere an der Versorgung mit kritischen Vorprodukten und Rohstoffen manifestiert. Seltenerdmagnete sind ein unverzichtbarer Bestandteil elektrischer Antriebe, die in nahezu jedem modernen Elektrofahrzeug zum Einsatz kommen – nicht zuletzt als Herzstück leistungsfähiger und effizienter Motoren. Lange Zeit galt der chinesische Markt als nahezu unangefochtene Quelle für diese Hochtechnologie-Komponenten. Die indische Regierung setzt nun gezielte Schritte, um diese Versorgungsabhängigkeit substanziell zu lockern und mittelfristig eine stärkere Eigenständigkeit zu etablieren.

Indiens neue Rohstoffstrategie – National Critical Minerals Mission als Meilenstein

Die Einführung der National Critical Minerals Mission (NCMM) im Januar 2025 markiert einen Wendepunkt für die Entwicklung des indischen Automobil- und insbesondere des Elektromobilitätssektors. Mit einem Budget von rund 16.300 Crore Rupien sowie zusätzlichen, erwarteten Investitionen in Höhe von 18.000 Crore Rupien aus öffentlichen Quellen und der Wirtschaft signalisiert die indische Regierung ambitionierte Pläne.

  • Ziel der NCMM: Durchführung von mindestens 1.200 Explorationsprojekten bis 2030/31
  • Sicherung der domestic production: Mindestens 15 kritische Mineralien sollen erstmals oder verstärkt in Indien gefördert und verarbeitet werden.

Dieser Kurs steht im unmittelbaren Gegensatz zu vorangegangenen Jahrzehnten, in denen Indien – wie viele andere Industrienationen – auf Importe aus China angewiesen war. Die Versorgung mit Seltenerdmagneten ist hier ein Kernaspekt, denn ohne verlässliche und kosteneffiziente Zulieferung geraten zahlreiche Industriezweige, nicht zuletzt die boomende Elektromobilität, unter enormen Wettbewerbsdruck.

Marktdruck durch chinesische Dominanz und indische Initiativen

China kontrolliert derzeit über 80 Prozent der weltweiten Seltenerdproduktion sowie den größten Teil der Wertschöpfungskette bei Magneten für moderne Elektromotoren. Diese Marktdominanz sorgt in Indien und anderen aufstrebenden Märkten für Versorgungsunsicherheit, Preisfluktuationen und eine oftmals fragile Innovationskette. Hier setzt die indische Regierung gezielt mit steuerlicher Förderung, regulatorischer Anpassung und Produktionsanreizen an.

Seltenerdmagnete als Schlüsseltechnologie

Innerhalb der Elektromobilität sind Seltenerd-Neodym-Eisen-Bor-Magnete (NdFeB) die bevorzugte Wahl für Antriebsmotoren aufgrund ihres besonders günstigen Leistungs-Gewichts-Verhältnisses und ihrer hohen Energieeffizienz. Bereits heute prüfen führende indische Unternehmen wie Mahindra & Mahindra sowie Zulieferer wie Uno Minda den Aufbau lokaler Kapazitäten zur Herstellung dieser Hochleistungsmagnete. Hierfür erhalten sie direkte Unterstützung durch staatliche Anreizprogramme, die zudem weitere Wertschöpfungsstufen im Land halten und die Versorgungssicherheit steigern sollen.

  • Weniger Abhängigkeit vom internationalen Beschaffungsmarkt
  • Stärkere Resilienz gegenüber geopolitischen Unsicherheiten
  • Förderung lokaler Innovations- und Technologieführerschaft

Globale Perspektiven: Diversifizierung durch internationale Allianzen

Im Kontext der Versorgungssicherheit beschränkt sich Indien jedoch nicht nur auf interne Kapazitätsausweitung. Initiativen auf der multilateralen Bühne gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die Quad-Allianz (Indien, Japan, USA, Australien) bildet einen zentralen Eckpfeiler der indischen Rohstoffstrategie. Kooperationen und Abkommen, die auf faire, offene und transparente Lieferketten abzielen, reduzieren das Risiko einer einseitigen Marktkonzentration. Premierminister Modi setzt damit bewusst auf den internationalen Schulterschluss, um die Nachfrage nach kritischen Mineralien in stabilere Bahnen zu lenken.

Solche Allianzen ermöglichen sowohl einen flexibleren Zugang zu alternativen Rohstoffquellen als auch einen kontinuierlichen Austausch zu neuen Extraktions- und Verarbeitungstechnologien. Parallel verschaffen sie den Teilnehmern eine stärkere Stellung gegenüber möglichen Exportrestriktionen einzelner Lieferländer, allen voran China.

Indien im Spannungsfeld geopolitischer Entwicklungen

Die anstehenden Gipfeltreffen – darunter das BRICS-Forum – werden zeigen, inwiefern sich die internationalen Bestrebungen bündeln lassen. Indien hat signalisiert, die Debatte um gerechte Lieferketten und einen offenen Zugang zu Ressourcen auf höchster politischer Ebene entschlossen weiterzuführen.

Inmitten aktuell volatiler globaler Rahmenbedingungen demonstriert Indien mit seinen neuen Strategien ein klares Commitment zu Versorgungssicherheit, heimischer Wertschöpfung und Innovationsförderung. Der Wettstreit um die Seltenerdmagneten als Schlüsselressource der globalen Elektromobilität ist längst zu einer Frage der wirtschaftlichen Souveränität und technologischen Gestaltungskraft geworden.

Quellen und weiterführende Informationen


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