Im September 2025 zeichneten die jüngsten Konjunkturdaten Chinas ein differenziertes Bild: Zwar setzte die Schrumpfung des Fertigungssektors ihren Trend fort, doch wiesen teils gegenläufige Indikatoren auf regionale und sektorale Dynamik. Gerade für die Schlüsselbranche Elektromobilität, die ihren globalen Einfluss weiter ausbaut, ist diese Entwicklung von zentraler Bedeutung – denn im Spannungsfeld zwischen realwirtschaftlicher Stagnation und punktuellem Aufschwung im Exportsegment verdichten sich Herausforderungen und Chancen für Chinas Automobilindustrie.
Fertigungssektor unter Druck: Signale der Annäherung an den Wendepunkt?
Zum sechsten Mal in Folge wurde im September ein Rückgang in Chinas Fertigungsaktivität registriert. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) stieg zwar leicht von 49,4 im August auf 49,8, beharrte jedoch unterhalb der entscheidenden Marke von 50 Punkten – jener Schwelle, die Wachstum von Schrumpfung trennt. Dieses Ergebnis sendet ein klares Signal der Schwäche im produzierenden Gewerbe, das traditionell als Rückgrat der chinesischen Wirtschaft und insbesondere der technologiegetriebenen Branchen wie der Elektroautomobilfertigung gilt.
Der anhaltende Rückgang spiegelt zentrale Wachstumsbremsen wider:
- Verhaltene Inlandsnachfrage trotz staatlicher Subventionsanreize, insbesondere im Bereich langlebiger Konsumgüter
- Restriktive Wirkung anhaltender US-Zölle auf Vorprodukte und strategische Endprodukte
- Strukturelle Unsicherheiten am Immobilienmarkt mit Rückkopplungseffekten auf Investitionsbereitschaft und Konsum
Der nicht-verarbeitende Sektor – Dienstleistungen und Baugewerbe – verzeichnete mit einem PMI-Rückgang von 50,3 auf 50,0 im September eine Stagnation, nachdem die vorangegangenen Monate noch leichte Expansion anzeigten. Das Resultat: Der zusammengesetzte PMI kletterte dennoch marginal von 50,5 auf 50,6, getragen von starken Sektoren, die temporär Schwächen in anderen Bereichen kompensieren.
Kontrastierende PMI-Ergebnisse: Privater Index reflektiert Wachstumsinseln
Eine zentrale Differenz eröffnet die Betrachtung des privaten RatingDog China General Manufacturing PMI von S&P Global. Hier wurde für September ein Anstieg auf 51,2 gemeldet – den höchsten Wert seit März. Im Gegensatz zum offiziellen Regierungsindex signalisiert dieser Wert Expansion und dokumentiert erstmals seit Monaten wieder einen substanziellen Zuwachs an neuen Aufträgen, teils getragen von gezielten Werbeaktionen, Neuvorstellungen und verbesserten Exportgeschäften.
Besonders die Zunahme der Exportaufträge ist hervorzuheben. Für technologieorientierte Branchen wie die Elektrofahrzeugfertigung, deren internationaler Erfolg maßgeblich über Absatz-, Technologietransfer- und Innovationspotenziale entscheidet, ist dies von erheblicher Relevanz. So besteht in diesem Segment die Möglichkeit, Einbrüche im heimischen Markt durch verstärkte Auslandsnachfrage abzufedern.
- Neue Produkt-Offensiven treiben sektoralen PMI-Anstieg
- Erholungstendenzen im Exportsegment – erstmals seit Frühjahr wieder Zuwachs der Auslandsaufträge
- Starke Sektoren wie Elektromobilität gewinnen durch internationale Märkte an Bedeutung
Elektrofahrzeugbranche als Taktgeber und Impulsgeber
Im Zentrum der industriellen Wachstumsinseln steht die Elektroautoindustrie. Mit Innovationsdynamik und internationaler Wettbewerbsfähigkeit agiert der Sektor zunehmend als Impulsgeber – nicht allein für die chinesische Volkswirtschaft, sondern für die Transformation globaler Wertschöpfungsketten. Besonders bemerkenswert: Während klassische Industriesegmente weiterhin unter konjunkturellen Belastungen leiden, gelingt es führenden EV-Herstellern, durch Produktdiversifizierung und technologischen Vorsprung den Exportanteil an der Gesamtproduktion sukzessive zu erhöhen.
Gleichzeitig verdeutlicht der signifikante Unterschied zwischen dem offiziellen und dem privaten PMI, wie fragmentiert das Bild des chinesischen Verarbeitungssektors geworden ist. Während traditionelle Branchen mit Überkapazitäten und Nachfrageschwäche kämpfen, setzen innovative Felder wie Neue Mobilität, Digitalisierung und intelligente Fertigung evidente positive Akzente.
Makroökonomische Herausforderungen dämpfen Gesamterholung
Trotz punktueller Erfolgsindikatoren und gezielter staatlicher Stützungsmaßnahmen – etwa Konsumkreditsubventionen und Investitionsimpulse – bleibt die grundsätzliche Unsicherheit über die wirtschaftliche Erholung bestehen. Die Kombination aus schwacher Binnennachfrage, ungelöster Immobilienkrise und den Auswirkungen des internationalen Handelskonflikts stellt eine Belastungsprobe für das gesamte Industriesystem dar.
Für zukünftige Entwicklungspfade der Elektromobilität in China bedeutet dies:
- Zunehmende Fokussierung auf Auslandsabsatzmärkte als Wachstumstreiber
- Intensivierung der Innovationsanstrengungen und Digitalisierung als entscheidende Wettbewerbsfaktoren
- Adaptionsdruck hinsichtlich neuer Finanzierungs- und Absatzmodelle im Zuge stagnierender Inlandsnachfrage
In der Summe ergibt sich ein komplexes Bild. Die Elektromobilitätsindustrie demonstriert, wie strukturelle Reformen und unternehmerische Initiative Wachstumspotenziale auch in schwierigen makroökonomischen Zeiten freisetzen können – vorausgesetzt, internationale Integrationsfähigkeit und Innovationsführerschaft bleiben erhalten und werden weiter ausgebaut.
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